Was sich zu lesen lohnt

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Martin Suter
Melody
Roman
diogenes, Zürich, 332 Seiten
Martin Suter führt einen altgewordenen Honoratiorentyp vor, der keine Gelegenheit auslassen kann, seine Bedeutung, seinen Rang, seine soziale Enormität zu betonen. Dabei war die wichtigste Grundlage seiner Lebensenergie eine tragische Selbsttäuschung
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, Giuliano da EmpoliDer Magier im KremlRoman. Aus dem Französischen von Michaela Meßner
C.H.Beck, München, 265 Seiten
Giuliano da Empoli lässt einen so zynischen wie eitlen Strategen höfischer Machtverhältnisse Rückschau halten, wie er „den Tyrannen“ beraten und lenken konnte, und wie er beizeiten erkannte, wann seine Dienste nicht mehr gefragt waren, so dass er einen stillen Austrag im Schatten der Macht erlangen konnte
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Florian Havemann
Bankrott
Roman
Freunde&Friends, Berlin, 653 Seiten
Bei Florian Havemann steht ein Erzähler im Vordergrund, der für seine Geschichte, obwohl er sie als wahr und tatsächlich geschehen darstellt, erst abwägt, wie er seine Figuren daherkommen lassen will
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Annette Pehnt
Die schmutzige Frau
Versroman
Piper, München, 165 Seiten
Auch Annette Pehnt setzt einen machtorientierten Mann ins Bild, dabei ist sie subtiler vorgegangen: Sie hat die Perspektive umgedreht. Der Mann, der seine Frau gängelt und missachtet, lässt sie, gewissermaßen stellvertretend, den Diskurs in seinem Sinn führen. Bei, zum Beispiel, Theodor Fontane haben die Frauen zwar eine Hauptrolle, aber die Verfügungsgewalt über Taten und Gedanken lag damals beim Mann. Inzwischen haben sich die Zeiten geändert. Annette Pehnts Heldin entfaltet nach und nach eine eigene Position: Nannte sie ihn vorher konsequent bloß „Meinmann“, so ergreift sie am Ende die Initiative für sich
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Jean-Marie Gustave Le Clézio
Avers. Des nouvelles des indésirables.
(Kehrseiten. Neues von den Unerwünschten)
nrf/Gallimard, Paris 2023, 222 Seiten
Die Kehrseite dazu hat der Literaturnobelpreisträger von 2008, Jean-Marie Gustave Le Clézio, in den Mittelpunkt seines neuen Buchs gestellt: Es sind die Leidtragenden des abendländischen Egoismus nach Art der monologisierenden Männer, die Armen, die Straßenkinder der Dritten Welt, deren Leben und Überleben er schildert. Le Clézio engagiert sich mit den Mitteln der Literatur - und erzielt damit Wirkung
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