, Werner Spies Mein Glück. Erinnerungen Hanser Verlag

Über all die vergangenen Jahre konnte man in der Zeitung Werner Spies‘ Artikel über Kunst und Künstler der Moderne des 20. Jahrhunderts lesen, und immer vermittelte er seinem Leser ein bestimmtes Gefühl: Der das da schreibt, hat das Glück gehabt, im richtigen Moment am richtigen Platz gewesen zu sein, um diese Leute, Max Ernst und Picasso als die größten, kennenzulernen, sich sogar mit ihnen auszutauschen, mit ihnen sogar befreundet zu sein. Und wie er das in seiner Dabeiseinsfreude schrieb, empfanden wir auch so etwas wie ein kleines Glück, immerhin dieser unmittelbaren Zeugenschaft teilhaftig geworden zu sein.

Spies hat das berühmte Pariser Centre Pompidou geleitet, er war in den 1970er und 1980er Jahren regelrecht wichtig. Aber diese Bedeutung war nie dabei, wenn er seine Artikel schrieb, höchstens mal ein wenig ein etwas streberischer Besserwisserton, den wir gerne hinnahmen für all das andere Bereichernde, was Spies zu sagen hatte. Das gibt es jetzt als Buch. Manches ist vielleicht aus Zeitungsartikeln bekannt, vieles aber nicht, schon weil man nicht immer alle Artikel gelesen haben kann. Es ist ein Gewinn, dieses Zeugnis eines Mannes zu lesen, der große Momente miterlebt hat, und der dazu erzählt, wie es dazu gekommen ist. Als sein Unglück bezeichnet Spies die Episode, wie er für reichlich Geld gefälschte Bilder als von Max Ernst gemalt zertifizierte. Ob es daran liegt, dass jeder, so hoch hinaus er auch gekommen sei, immer noch mehr und noch weiter will, sei es klägliche Dummheit – Werner Spies war bei einem der größten Kunstfälscher-Ereignisse eben auch dabei. Das mindert nicht im Geringsten den Wert dieses Erinnerungsbuchs an eine große Zeit, geschrieben von einem, der die Großen dieser Zeit persönlich kennenlernen durfte.

ISBN 978-3-446-24003-2

http://www.hanser-literaturverlage.de/buecher/buch.html?isbn=978-3-446-24003-2