, Michael Frayn Willkommen auf Skios aus dem Englischen von Anette Grube, Hanser Verlag

Es ist wie so oft, wenn ein Reicher als Mäzen wirkt und eine wohltätige Organisation oder etwas Ähnliches ins Leben ruft: Es scharen sich um ihn jede Menge kleiner und mittlerer opportunistischer Profiteure, Speichellecker und Unterdespoten, von denen ein paar sogar aufsteigen wollen in der Hierarchie der profitierenden Günstlinge. Hier steht eine amerikanische Stiftung im Mittelpunkt, deren Leiterin, Mrs. Fred Toppler, im Gedenken an ihren Mann eine Stiftung auf der griechischen Insel Skios ins Leben gerufen hat, an einem der schönsten Plätze überhaupt, dazu unmittelbar neben einer antiken Kultstätte, deren skulpturale Schätze einer der engsten Freunde der Mäzenin eines Nachts abtransportieren lassen will.

Und natürlich ist Mrs. Toppler umgeben von allerlei Beratern, Einrednern und Schmeichlern. Dazu Vertreter der örtlichen und regionalen Verwaltung. Der alljährliche Höhepunkt ist der Fred-Toppler-Vortrag, und heute ist der Ankunftstag des Vortragenden. Mrs. Topplers Assistentin Nikki erwartet Dr. Norman Winfred und malt sich über dem Warten die weitere Entwicklung in der Stiftung aus. Sie will endlich die Stelle des Direktors einnehmen, die zur Zeit noch von einem männlichen Nichts aus Wuppertal besetzt ist. Und wenn Nikki aufstiege, macht sich bereits Elli Hoffnungen, würde ja die Stelle eines persönlichen Assistenten frei. Es ist also ein wunderbarer Nährboden für Intrigen und Missverständnisse, den Frayn zum Schauplatz seines Romans macht. Doch als Dr. Winfred eintrifft, hat sich Nikki bereits von einem ungenierten Hochstapler dazu verleiten lassen, ihn anstelle des eingeladenen Vortragenden in Empfang zu nehmen. Oliver Fox heißt der Mann, der sich nun langsam in die Rolle des Dr. Winfred einfühlt und einarbeitet, und es ist grotesk, wie leicht ihm das gelingt. Es entspinnt sich eine burleske, vielleicht auch alberne Verwechslungskomödie mit allen tragischen und dramatischen Momenten, die eine angemaßte Identität, blinde Dienstbarkeit, gönnerhaftes Desinteresse und durcheinandergebrachte Seitensprungarrangements entstehen lassen können. Michael Frayn hat vielleicht eine Parodie auf den wissenschafts- und Wohltätigkeitsbetrieb geschrieben, geworden ist es eine wilde Komödie, der auch der biederste Ernst nicht standhält.

ISBN 978-3-446-23976-0

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