, Emmanuel Carrère Limonow aus dem Französischen übersetzt von Claudia Hamm
Verlag Matthes & Seitz

Emmanuel Carrère gehört zu einer Schriftstellergeneration mit Philippe Djian, Marie NDiaye, Jean Echenoz und François Bon und hat schon einige Romane veröffentlicht. Mit diesem Buch hat er etwas vollkommen anderes unternommen: Er beschreibt das Leben einer realen Person des öffentlichen Lebens, nämlich von Eduard Limonow, der 1943 in der ukrainischen Stadt Charkow als Sohn eines KGB-Mannes zur Welt kam. Im Moskau der 1960er Jahre machte er Bekanntschaft mit dem literarischen Untergrund, 1974 wurde er als Dissident aus der Sowjetunion ausgewiesen. In den USA entwickelte er sich zum Dissidenten innerhalb der Dissidentenszene.

Limonows autobiografischer Roman Fuck Off, Amerika (It’s me, Eddie ) erschien 1979 in Frankreich und machte ihn bekannt. Emmanuel Carrère ist durch einen halben Zufall zu diesem Buch gekommen: Ein Magazin wollte einen Artikel über Limonow, Carrère hat eine Beziehung zu Russland durch seine Mutter, die auf Russland spezialisierte Geschichts-Professorin Hélène Carrère. Carrère hatte Limonow aufgrund dieser Russland-Affinität und aufgrund seiner eigenen russischen Sprach- und Landeskenntnisse schon ein paar Mal getroffen. Daher ist seine Biografie Limonows nicht eine normale Biografie, vielmehr kommt er selbst auch immer wieder vor in dem, was er schildert. Das könnte eitel wirken, aber Carrère hat diese Gefahr nicht bloß geschickt vermieden, es liegt darin sogar der Reiz dieses Buchs: Carrère stellt seine Beobachtungen und die Lebens-Fakten Limonows stets ins Verhältnis zu seinem eigenen Leben und zu seinen persönlichen Erfahrungen, die die eines Mannes sind, der aus der Welt des politischen Westens stammt, und schafft dadurch ein sehr persönliches Portrait eines eher unangenehmen Mannes. Immer wieder relativiert er seine Aussagen, indem er sie als persönliche Ansichten zu erkennen gibt, oder er relativiert Limonows Verhalten, indem er auf persönliche Erfahrungen mit ihm zurückgreift, so dass Limonow besser zu verstehen ist und uns sogar näher kommt, obwohl er solch ein provokanter Widerborst ist.

ISBN: 978-3-88221-995-1

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