, Christopher Kloeble Meistens alles sehr schnell dtv

Am Anfang dieses Romans steht eine Beobachtung des Autors: Ihm war als Schüler ein einzelner, irgendwie immer gut aufgelegter Mann aufgefallen, der ewig an der Haltestelle des Überlandbusses in Königsdorf stand. Daraus hat der heutige Schriftsteller Christopher Kloeble die 2. Hauptfigur seines neuen Romans gemacht: Fred, ein Kind gebliebener Mann, der einen Sohn hat, Albert, der der Held des Romans ist. Albert, der im Waisenhaus aufgewachsen ist, muss mit seinem Vater umgehen, als wäre der das Kind.

Albert begriff, wie wenig sein Vater begriff – normalerweise sind wir gewohnt, an unseren Eltern eine Art Sicherheit zu haben, einen Halt. Wenn Albert nun zu dieser Erkenntnis kommt, tut sich da für ihn ein Abgrund auf?

Von einem ganz besonderen Reiz sind die teilweise lakonischen, trockenen Wortwechsel Alberts mit Fred. So, als Fred zu Albert sagt, Albert zu sein, sei doch viel, und Albert findet, „viel“ sei selten so wenig gewesen.

Wirft das ein Schlaglicht auf Alberts Selbsteinschätzung, seine Schüchternheit?

Aus einer solchen Konstellation könnte den Jungen eine Mutter retten, aber Albert kennt seine Mutter nicht. Er sucht sie, und Christopher Kloeble hat aus Alberts Not eine leicht skurrile, spannende und liebenswerte Muttersuche gemacht, mit Rückblicken auf Großeltern, die lieber mit ihrem Geschwister, ihrem Bruder, ihrer Schwester blieben, statt zu heiraten. Menschen, die einander und auch ein bißchen sich selbst so liebten, dass sie niemanden anderes brauchten. Albert nimmt immer wieder einen neuen Anlauf, die Identität seiner Mutter herauszufinden, immer vergeblich. Am Ende beschleicht ihn der Gedanke, sie nicht gefunden zu haben könnte auch gut sein.

Ist das eine Geschichte von durchhalten oder aufgeben?

Die Geschwisterliebe der Großeltern, deren Ergebnis der zurechnungsunfähige Fred geworden ist, zieht sich durch dieses Buch. Und ein wenig unerwartet ist der Ausdruck für die betroffenen Kinder: „Kloeble“ nennt sie Christopher Kloeble.

Ist das wohl ein bißchen kokett?

Eines Tages verliebt sich ein Mädchen, Violet, in Albert. Doch der findet kein richtiges Verhältnis dazu, dass ihn jemand mag und seine Nähe will.

Was für ein Problem hat Albert mit der Liebe?

Dass Violet außerdem noch die Tochter eines Vaters ist, der fast jeden Moment ihres bisherigen Lebens in Film und Video festgehalten hat, wirkt sich verwirrend aus: Violets Erinnerungen an ihre Kindheit sind überpräzis, alles erinnert sie, oder erinnert sie nur das, was sie auf der Leinwand gesehen hat? Vorbild für ihr Verhalten ist jedenfalls sie selbst, als Violet vom Video.

Ist Violets Bewusstsein eins aus zweiter Hand?

Eine skurrile Geschichte um einen unzulänglichen Vater, um Inzucht der Großeltern und verborgene Schätze, um eine hartnäckige Suche nach der Mutter und um die Liebe eines Kindes. Zugleich eine Parabel vom Aufgeben oder Durchhalten und vom Erwachsenwerden, wie ein junger Mensch anfängt, Zutrauen zu sich selbst zu gewinnen. Das alles sind jeweils für sich schon Romanstoffe, aber von allein wird das noch kein schöner Roman. Es ist nämlich Kloebles immer witziger und einfallsreich wendiger Erzählstil, mit dem er uns fesselt. Wird es mal zu gefühlsstark mit seinen Figuren, dann findet er ein unerwartetes Detail, macht mit einer besonderen Formulierung einen Scherz oder hat sonst einen Einfall, so dass der Roman seine Leichtigkeit behält.

Wie groß war Ihr eigener Spaß an Ihrem Buch?

ISBN 978-3-423-24901-0

http://www.dtv.de/buecher/meistens_alles_sehr_schnell_24901.html