, Sabahattin Ali Die Madonna im Pelzmantel Dörlemann Verlag

Sabahattin Ali gehört zu den großen Erzählern der Türkei, und wäre er nicht 1948 mit 41 Jahren beim Versuch, sich der türkischen Repression zu entziehen und nach Bulgarien zu flüchten, umgebracht worden, gäbe es sicherlich mehr Bücher von ihm. In „Die Madonna mit dem Pelzmantel“ erzählt er die Geschichte eines Mannes, der in seiner Gesellschaft nichts taugt, weil er zu weiblich, zu zart, zu sensibel ist.

Der in den 20er Jahren nach Berlin kommt (wie auch der Autor selbst) und dort eine Beziehung zu einer jungen Malerin anfängt, die ihrerseits nicht in ihre Gesellschaft passt. Eine irgendwie befremdliche Liebe, in der der Mann sich unterwirft unter eine Frau, die sich selbst nicht stark fühlt. Sabahattin Ali erzählt auf eine fesselnde Art, sein feinfühlig beobachtender Stil, der an Fernando Pessoas „Buch der Unruhe“ denken lässt, macht diesen Roman regelrecht spannend, obwohl sein Held am Ende auch noch moralisch versagt hat und – so gar nicht optimistisch und auferbaulich, wie man es von „Helden“ erwartet – sein eigenes Unglück leidenschaftslos trägt. Als Nebeneffekt schildert er uns ein Berlin, wie wir es aus den schwarz-weißen Filmen der 20er Jahre kennen, Tanzpaläste, Variétés und das Romanische Café.

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